Die Geschichte unseres TroTLF 16
von Gerhard Weck und Michael Wrabetz in dankbarer Mitarbeit des Historischen Archivs der Iveco Magirus AG.
Im Jahre 1973 waren in der seinerzeit noch selbständigen Gemeinde Vockenhausen (ca. 2000 Einwohner) zahlreiche chemische Betriebe angesiedelt, die zum Teil große Mengen brennbarer Flüssigkeiten, darunter Nitro-Verdünnung, lagerten und verarbeiteten. Weiterhin liegt unser Ort in einem der waldreichsten Gebiete des Taunus, mit zum Teil schwierigen topographischen Bedingungen. Zu guter Letzt waren noch mehrere Gehöfte und sogar eine Tagungsstätte außerhalb angesiedelt und verfügten über eine (für den Brandschutz) unzureichende Wasserversorgung. Die Verantwortlichen der Feuerwehr Vockenhausen sahen deshalb die Erweiterung der Ausrüstung (es war 1 LF 8 und ein TSF vorhanden) um ein wasserführendes Fahrzeug als zwingend notwendig an. Da die Finanzmittel für eine Neubeschaffung nicht ausreichten, wurde der Ankauf eines Gebrauchtfahrzeuges in Erwägung gezogen. Über persönliche Kontakte zur BF Frankfurt wurde auch die Möglichkeit geprüft, gegebenenfalls ein nach Unfall ausgemustertes Fahrzeug der BF reparieren zu lassen und somit zu dem dringend benötigten Fahrzeug zu gelangen. Im Zuge dieser Gespräche wurde der damalige Leiter der BF, Prof. Dipl.-Ing. Ernst Achilles, auf die Lage der Feuerwehr Vockenhausen aufmerksam und erwähnte, dass "bei Magirus in Ulm noch ein TroTLF stehe, welches nicht abgeholt wurde".
Anfang 1970 produzierte die damalige Klöckner-Humboldt-Deutz AG in Ulm 5 Fahrzeuge mit in den Aufbau integrierten Kotflügel für den Export ohne Berücksichtigung von Norm- aber mit Sonderausstattungen. Unter anderem baute Magirus eine verstärkte Hinterachse in diese Fahrzeuge ein, um ein Mehrgewicht bei Verwendung anderer Löschpulversorten mit höherem Raumgewicht abfangen zu können. Im Herbst 1970 wurden diese Fahrzeuge auf dem Fahrgestell F Magirus 150 D 11 Allrad fertiggestellt.
Eines von diesen Fahrzeugen wurde zu unserem Glück nicht ausgeliefert und blieb Vorrat bis 1973.
Herr Prof. Dipl.-Ing. Achilles stellte die Kontakte zur Fa. Magirus her, welche das Fahrzeug für einen Kaufpreis von 75.000 DM anbot. Nach zäher Überzeugungsarbeit durch die Wehrführung wurde auch die Gemeindevertretung davon überzeugt, dass die Beschaffung dieses Fahrzeuges zu diesem Preis eine einmalige Gelegenheit und langfristig die beste Alternative sei. Schließlich wurden 70.000 DM durch den Gemeinderat bewilligt, 5.000 DM wurden durch die Vereinskasse zugelegt (heute quasi eine Selbstverständlichkeit, damals ein Novum und eine relativ hohe Summe für einen Verein). Nachdem die Verträge unterzeichnet waren, sollte das Fahrzeug nach Um- und Einbau der funk- und signaltechnischen Einrichtungen gemäß den deutschen Anforderungen abgeholt werden.
Als nächste Hürde stellte sich jetzt die Abnahme durch die hessischen Behörden dar, da das Fahrzeug zahlreiche Normen nicht erfüllte. Unter anderem entsprach das Fahrzeug in einigen Details nicht der im Jahr 1971 erschienen TroTLF 16-Norm (siehe Bericht "Das Trocken-Tanklöschfahrzeug TroTLF 16"), die die Funktion des Löschens nicht beeinträchtigten. Aus diesem Grund stand das Fahrzeug 2 Jahre bei Magirus auf Lager, da im Inland die Absatzchancen aufgrund der Normen gegen Null gingen. Als schließlich bemängelt wurde, dass die Sitzbank in der Mannschaftskabine 5 cm kürzer sei als es die Norm erfordere, entstand eine erregte Diskussion über die Notwendigkeit zur Erfüllung dieser Norm im Gegensatz zur Sicherstellung des Brandschutzes und der dafür entstehenden Kosten bei Ankauf eines normgerechten Fahrzeuges. Am Ende der Diskussion wurde schließlich die Abnahme erteilt und das Fahrzeug konnte in Dienst gestellt werden.
Auch mussten bei Reparaturen an Motor und Fahrgestell manchmal Teile in Ulm direkt angefordert werden, da die bei den Vertragswerkstätten vorrätigen Ersatzteile nicht einzubauen waren. Beispielhaft sei hier die um wenige Zentimeter verkürzte Hinterrad-Steckachse genannt.
Im Laufe seiner Dienstzeit wurde unser TroTLF 16 lange Jahre auch als Fahrschulfahrzeug genutzt. Die meisten Feuerwehrkameraden in unserer Wehr, aber auch in den umliegenden Wehren, sind diesem Fahrzeug verbunden.
Aufgrund diesem doch einmaligen Werdeganges und zum Erhalt deutscher Kultur und Handwerksarbeit wollen wir, die Feuerwehr Vockenhausen, alles dafür tun, um unser TroTLF 16 auch nach seiner Außerdienststellung weiterhin im Originalzustand (soweit möglich) zu belassen, auch wenn dies mit viel Arbeit, Geduld und Geld verbunden ist.
Wenn Sie uns beim Erhalt des deutschen mobilen Denkmalschutzes unterstützen möchten, bieten wir Ihnen TroTLF-16-Aktien zum Kauf an. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte die Vereins- oder Wehrführung.